Der Ritt des "schwarzen Schimmels"
Im Jahr 1949 fand sich die Londoner-Everest-Pictures-Filmproduktion in Thiersee ein, um den Film „Maria Chapdelaine“ („Das träumende Herz“) nach dem gleichnamigen Roman von Louis Hémon, welcher als Klassiker der frankokanadischen Literatur gilt, zu drehen. Für die Dreharbeiten kamen auch Michele Morgan, sie verkörperte die Rolle der Maria Chapdelaine, sowie Jack Walting, Kieron Moore und Francis de Wolf in den kleinen Tiroler Ort.
Die Filmcrew wurde bei den Dreharbeiten fast zur Verzweiflung gebracht: Die schlechte Witterung erschwerte das Drehen und ein Föhneinbruch lies den für die Dreharbeiten unverzichtbaren Schnee schmelzen. So versuchten das Filmteam die Landschaft mit Kreide und Gips in eine Winterwelt zu verwandeln. Außerdem wurden die letzten Schneereste zusammengetragen und auf die Hausdächer geschaufelt, um den strengen, schneereichen Winter im kanadischen Dorf Peribonka zu simulieren. Genauso wie der Schnee lediglich simuliert wurde, war das ganze Dorf Peribonka auch nur künstlich geschaffen. Dazu wurden in der Nähe des Lechnerbauern insgesamt zwölf Häuschen und eine Dorfkirche errichtet, die jedoch durch die heftigen Stürme an den Drehtagen fast zum Einsturz gebracht wurden.
Doch das waren noch nicht alle Probleme, mit denen die Filmcrew fertig werden musste. Denn für einen Ritt durch die winterliche Landschaft schrieb das Drehbuch einen Rappen vor, denn nur ein dunkles Pferd würde in der winterlichen Landschaft ausreichend zur Geltung kommen. Das schier unüberwindbare Problem war, dass es rund um Thiersee keinen Rappen, sondern lediglich den Schimmel des Hössbauern gab. Es war natürlich vollkommen undenkbar, dieses Tier für die Dreharbeiten einzusetzen, denn der Schimmel wäre im weißen Schnee kaum zu sehen gewesen. Nun lag es an der Kreativität des Filmteams eine bestmögliche Lösung zu finden, um die Dreharbeiten nicht zu gefährden – schließlich ist ja im Film nichts unmöglich! Dem Schimmel wurde mit schwarzer Farbe ein Anstrich verpasst, so dass der dringend benötigte Rappe drehfertig war.
Foto: Album Julino